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Mike Oldfield: Two Sides – The Very Best Of (Review)

Artist:

Mike Oldfield

Mike Oldfield: Two Sides – The Very Best Of
Album:

Two Sides – The Very Best Of

Medium: CD
Stil:

Mike Oldfield halt

Label: Mercury (Universal)
Spieldauer: CD 1: 79:55/CD 2: 77:24
Erschienen: 27.07.2012
Website: [Link]

"Best Of"-Kompilationen von MIKE OLDFIELD gibt es zwar nicht wie Sand am Meer, aber mit der Lupe muss man sie auch nicht suchen. Knapp 20 offizielle lassen sich auftreiben. Nicht locker, denn nach Speziellem wie der bereits 1980 in den USA und Kanada erschienen „Airborn“, „The Danish Collection“ oder „Mike Oldfield’s Wonderland“, das in den Benelux-Staaten herausgebracht wurde, wird man schon intensiver graben müssen. Aber es gibt auch wesentlich einfacher zu beziehende Compilations wie das umfassende „Elements“, das immerhin „Tubular Bells“ komplett enthält (allerdings nicht in der abgespeckten Rumpf-Version), das schlicht „Wonderland“ betitelte Album oder auch „The Complete Collection“, das bereits dem Konzept der „Two Sides – The Very Best Of“ ziemlich nahe kommt.

Auf der einen Seite die eher epischen Instrumentals, auf der anderen die relativ schlichten Pop-Songs mit meist hohem Mitsingfaktor. Zumindest bei den früheren (Verkaufs)-Großtaten.
Two Sides – The Very Best Of“ nimmt in Anspruch, dass Meister OLDFIELD selbst die Titelauswahl vorgenommen hat, um die persönlichen Highlights seiner langen Karriere erstrahlen zu lassen. Dazu hat er zahlreiche Liner Notes verfasst, die ganz amüsant zu lesen sind. Im Bonus-Material, das man sich über OLDFIELDs Homepage freischalten kann, erzählt er in rund zwölf Minuten, was man bereits dem nett aufgemachten Booklet entnehmen konnte. Aber wir nehmen zur Kenntnis: MIKE OLDFIELD, der früher so oft schüchtern und verklemmt wirkende Musiker, kann entspannt vor sich hin erzählen. Ibiza und gelassene Altersreife machen’s anscheinend möglich.

Zur Musik gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Für einen Schnupperkurs in OLDFIELDs reichhaltiges und nicht immer überzeugendes Schaffen reicht’s. Ein eher zweifelhaftes Vergnügen: Abgespeckte Readers Digest-Versionen sollen die Longtracks nahebringen: „Tubular Bells“ heruntergefahren auf vierzehn Minuten, „Ommadawn“ auf knapp sieben und das gerade in seiner Zerrissenheit so faszinierende „Amarok“ auf zwei Parts von insgesamt zwanzig Minuten. Der längste Ausflug ins Instrumentalwerk zeigt zumindest wie sehr OLDFIELD das gerne unterbewertete Album schätzt. Ist auch, trotz all seiner Schwächen, mein Lieblingsalbum OLDFIELDs, neben „Tubular Bells“ (vielleicht einmal zu oft gehört) und „Ommadawn“, ganz knapp vor „Incantations“, das mich als Soundtrack durch den kompletten Herrn der Ringe-Zyklus begleitete.

Was gleich eine der Schwächen von Kompilationen wie der vorliegenden bloßlegt: Man kann – vorausgesetzt, man wertschätzt zumindest Teile der ja alles andere als unumstrittenen Musik OLDFIELDs – eigene Verweilpunkte finden; offene Stellen und Fragen bleiben trotzdem. Warum ein Auszug aus „Crises“, aber nichts von „Hergest Ridge“, dito der eher blasse „The Lake“ anstatt funkelnde „Incantations“? Negativ gesellt sich hinzu, dass keine eigenen Versionen, trotz der Untertitel, für das Album zusammengestellt wurden, sondern die Stücke einfach und ziemlich lieblos ausgeblendet werden. Als kurzes Schlaglicht auf OLDFIELDs instrumentales Schaffen – auch auf seine nicht ganz so gloriosen Momente – mag’s reichen; bleibt aber ein unbefriedigendes Unterfangen.
Tauglich als Ü30-Tafelmusik in geselliger Runde.

CD 2 ist musikalisch schwächer und gleichzeitig interessanter. Hier finden sich natürlich die Hits, die meisten jedenfalls, und das im Glanze ihrer unterschiedlichen Größe. In den 80ern gab es kaum eine Party, kaum eine Disco, die nicht einen von OLDFIELDs Erfolgen parat hatte. Ob den „Family Man“ als Einstieg, „Shadow On The Wall“ auch bei Menschen, die normalerweise mit OLDFIELD rein gar nichts am Hut hatten und natürlich das unvermeidliche „Moonlight Shadow“. Der Song, der fast jeden schon einmal beinahe in den Wahnsinn getrieben hat. Mich in jener lauen Berliner Sommernacht, als ein liebeskranker Depp es in seiner Hinterhauswohnung, bei sperrangelweit geöffnetem Fenster, zwischen vier und sechs Uhr morgens, voll aufgedreht in Dauerrotation laufen ließ. Das Lied dauert 3‘:38“; leicht auszurechnen wie oft es in gut zwei Morgenstunden gespielt werden kann.

Danach kam noch die mäßige, aber anhörbare „Moonlight Shadow“-Kopie „To France“ und als mittlerer Hit „Islands“, intoniert von der „Lieblingssängerin aller Friseusen“ BONNIE TYLER. Der rachitische Einstieg wirkt ziemlich abschreckend, nachher fängt sich die Chanteuse und bringt den Song halbwegs akzeptabel nach Hause. Aber spätestens hier drängt sich die Frage auf: DAS sind die Meilensteine, die MIKE OLDFIELD zu bieten hat? Getoppt wird das vom folgenden „Magic Touch“. Dessen Geschichte ein Erklärungsversuch ist, warum es mit der Publikumsakzeptanz bergab ging.

Ursprünglich für STEVE WINWOOD geschrieben, lehnte der die Sangesposition mangels Zeit oder Interesse ab; die Vertreterrolle übernimmt MAX BACON. Und das ist vermutlich der Unterschied, der den Song ausmacht. Statt eines Mannes, der Musikgeschichte schrieb, steht der Schinkenmax am Mikro. Und das macht die zweite Hälfte der songorientierten CD zu einer fast traurigen Angelegenheit. Nicht alles ist schlecht darauf, keineswegs, aber die Zeit, in der Lieder wie „Moonlight Shadow“ Allgemeingut waren, ging rasch dem Ende entgegen. Vielleicht erkennt man den einen oder anderen Songschnipsel im Vorübergehen; Gebrauchsmusik halt, manchmal der besseren Art, aber oft auch einfach nur fürchterlich. Wenn OLDFIELD z.B. Ausflüge Richtung Country (“Broad Sunlit Uplands”) oder Oper („The Doge’s Palace) unternimmt.

Aber vielleicht ist diese Best Of-Zusammenstellung genau deswegen gelungen: Weil sie Licht und Schatten einer Musikerkarriere zeigt. OLDFIELD-Aficionados brauchen „Two Sides – The Very Best Of“ definitiv nicht, höchstens zur Komplettierung der Discographie. Für Einsteiger, Nebenbei-Hörer und musikalische Historiker hat das Doppelalbum aber durchaus seine Reize. Und wenn sie in der simplen Erkenntnis liegen, dass das, was mal war, nie wieder sein wird.

FAZIT: Wer noch nie was von MIKE OLDFIELD gehört hat und ihn und seine Musik kennenlernen will, der kann, oben genannte Einschränkungen im Blick, zugreifen. Zu einer Bekannt- und Freundschaft gehören halt auch Schattenseiten. Und die hat „Two Sides – The Very Best Of”, bei einer Laufzeit von fast 160 Minuten, eindeutig zu bieten. MIKE OLDFIELD ist ein Musiker, der in seinen besten Momenten seine Hörer emotional und klanglich mit einer tatsächlich eigenständigen Mixtur aus Minimal-, World-, Ambient-Music, gepaart mit Progressive Rock, Folk und dem Hang zu schnulzigem Pop einfängt. Aber bereits die langen Tracks entpuppen sich mitunter als Potemkin’sche Dörfer. Hinter breitwandigen und instrumental überbordenden Fassaden lauern bescheidene, schlichte Tonfolgen. Später gewinnt sülziger Poesie-Album-Pop gerne die Oberhand. Reduziert auf das drei bis vier-Minuten Spektrum der Radiotauglichkeit, bleibt oft nicht viel mehr übrig als flirrendes Gitarren- und Vokalgesäusel der einfältigen Art. „Two Sides – The Very Best Of” erzählt von alldem, wird dem epischen OLDFIELD aber kaum gerecht. Da empfiehlt sich immer noch das leider mittlerweile recht kostspielige Live-Album „Exposed“. Hier ist zwar zeitlich mit „Incantations“ Schluss, aber eindrücklicher hat MIKE OLDFIELD seine ausladenden Stücke (plus die sehr schöne „Guilty“-Version) selten präsentiert.

Jochen König (Info) (Review 5860x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD 1
  • Tubular Bells (Two Sides Excerpt)
  • Ommadawn (Two Sides Excerpt)
  • Crises (Two Sides Excerpt)
  • The Lake (Two Sides Excerpt
  • Amarok Part 1 (Two Sides Excerpt)
  • Amarok Part 2 (Two Sides Excerpt)
  • Sentinel
  • Supernova
  • Ascension
  • The Tempest
  • CD 2
  • Guilty
  • Family Man
  • Five Miles Out
  • Moonlight Shadow
  • Shadow On The Wall
  • To France
  • Etude
  • Magic Touch
  • Islands
  • Heaven's Open
  • Tattoo
  • The Song Of The Sun
  • Summit Day
  • Lake Constance
  • Broad Sunlit Uplands
  • The Doge's Palace
  • Amber Light
  • Angelique
  • On My Heart

Besetzung:

  • Sonstige - Mike Oldfield u.v.a.

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